Darm Part I – Das Mikrobiom

Das Mikrobiom/Mikrobiota

Als Mikrobiom bezeichnet man alle Mikroorganismen, die einen Wirt (Mensch, Tier, Pflanze) besiedeln. Zu den Mikroorganismen zählen Bakterien, Achaen, Pilze und Protozoen. Sie können nicht nur das Immunsystem, sondern auch den Stoffwechsel und die Hormone des Wirts beeinflussen.

Doch wir konzentrieren uns hier mal auf das Darmmikrobiom oder heißt es Darmflora?

Grundsätzlich beziehen sich das Darmmikrobiom und die Darmflora auf dasselbe, nämlich die Gemeinschaft von Mikroorganismen, die im Darm unserer vierbeinigen Freunde leben. Allerdings gibt es einen kleinen Unterschied in der Verwendung der Begriffe:

  • Darmflora ist der ältere Begriff, der vor allem die Bakteriengemeinschaft im Darm beschreibt.
  • Darmmikrobiom ist der modernere Begriff und umfasst nicht nur die Bakterien, sondern auch alle anderen Mikroorganismen, sowie ihre Gene und Stoffwechselprodukte.

 

Heute wird meistens das Wort „Darmmikrobiom“ verwendet, da es die gesamte Gemeinschaft von Mikroorganismen bezeichnet, die im Verdauungstrakt des Hundes leben. Dieses Mikrobiom spielt eine wichtige Rolle für die Gesundheit deines Hundes, da es den Verdauungsprozess unterstützt, das Immunsystem moduliert und sogar das Verhalten beeinflussen kann.

Ein gesundes Darmmikrobiom beim Hund sorgt dafür, dass Nahrungsbestandteile richtig abgebaut werden, und es trägt zur Herstellung wichtiger Nährstoffe bei, wie Vitamine und Fettsäuren. Darüber hinaus hilft das Mikrobiom, schädliche Krankheitserreger zu bekämpfen, indem es die Bildung von „guten“ Bakterien fördert, die eine Schutzbarriere im Darm bilden.

Ein wichtiger Fakt ist, dass Welpen ihr Darmmikrobiom erst bei der Geburt entwickeln und das Immunsystem dann auch erst langsam heranreift.

Hier stellt sich dann die Frage, ob die Darmbarriere nicht ein anderes Wort für die Darmschichten ist.

Die Antwort lautet: Nein, die Darmbarriere und die Darmschichten sind nicht dasselbe, obwohl sie eng miteinander verbunden sind.

Darmschichten:

Die Darmschichten beziehen sich auf die verschiedenen anatomischen Strukturen des Darms, die seine Struktur ausmachen. Diese Schichten sind:

  1. Serosa (äußere Bindegewebsschicht)
  2. Muskularis (Muskelschicht, die für die Peristaltik sorgt)
  3. Submukosa (Bindegewebsschicht mit Nerven, Blutgefäßen und Lymphgefäßen)
  4. Mukosa (Schleimhautschicht, die die innere Oberfläche des Darms auskleidet)

Diese Schichten sind verantwortlich für die mechanische und funktionelle Arbeit des Verdauungsprozesses.

Darmbarriere:

Die Darmbarriere bezieht sich auf den Schutzmechanismus, der die innere Oberfläche des Darms und den Körper vor schädlichen Stoffen, Mikroben und Krankheitserregern schützt. Sie spielt also eine entscheidene Rolle bei der Aufrechterhaltung der allgemeinen Gesundheit des Verdauungssystems.

. Sie besteht aus mehreren Komponenten:

  • Epithelzellen der Mukosa, die eine Barriere gegen schädliche Substanzen bilden. Auch haben sie die Aufgabe Nährstoffe aufzunehmen, mit dem Immunsystems des Darms zu kommunizieren und spielen eine Rolle bei der Steuerung von Entzündungsreaktionen.
  • Tight Junctions (enge Zellverbindungen, die wie Klammern wirken), die verhindern, dass schädliche Substanzen, wie unerwünschte Moleküle und Mikroben, durch die Zellschichten hindurch gelangen.
  • Schleimschicht (Mucosa), die von den Goblet-Zellen produziert wird und die erste Barriere gegen Krankheitserreger darstellt.
  • Das Mikrobiom, das eine wichtige Rolle in der Immunabwehr spielt und eine gesunde Darmbarriere unterstützt.
  • Darmassoziiertes lymphatisches Immunsystem (GALT): Der Darm enthält auch Lymphgewebe (wie die Peyerschen Plaques), das für die Erkennung und Bekämpfung von Eindringlingen verantwortlich ist.

Fazit:

  • Die Darmschichten sind die strukturellen Schichten des Darms.
  • Die Darmbarriere ist das funktionelle Schutzsystem, das die Integrität des Darms und des Körpers sichert, indem es den Durchtritt von schädlichen Substanzen verhindert.

Die Darmbarriere funktioniert also innerhalb der Darmschichten und nutzt diese Strukturen, um ihre Schutzfunktion zu erfüllen.

 

Unbedingt zu erwähnen ist die Immunschicht, kurz GALT (Gut-Associated Lymphoid Tissue, dt. darmassoziiertes lymphatisches Gewebe), welches sich größtenteils im Dünndarm am Übergang zum Dickdarm befindet (Ileum):

  • Diese Schicht besteht aus einer Vielzahl von immunologischen Zellen, die im Darmgewebe eingebettet sind, und umfasst vor allem Lymphozyten, Makrophagen und dendritische Zellen. Diese Zellen sind Teil des GALT, das ein wichtiger Bestandteil des Immunsystems ist.
  • Das GALT überwacht ständig die Mikroben im Darm und reagiert auf pathogene Mikroben oder andere schädliche Substanzen. Es hilft, das Gleichgewicht zwischen einer effektiven Immunabwehr und der Toleranz gegenüber nützlichen Mikroben zu wahren. Wenn schädliche Mikroben oder Toxine in den Darm eindringen, kann das GALT schnell eine Immunantwort auslösen, um den Körper zu schützen.

Auch die  „guten“ Bakterien im Darm nehmen Einfluss auf die Darmbarriere. Ein intaktes Zusammenspiel dieser Schichten ist entscheidend für die Gesundheit des Hundes. Wenn das Mikrobiom aus dem Gleichgewicht gerät, kann die Darmbarriere geschwächt werden, was das Risiko für entzündliche Erkrankungen, Infektionen und andere Gesundheitsprobleme erhöht. Eine ausgewogene Ernährung und das Vermeiden von schädlichen Faktoren (wie übermäßiger Einsatz von Antibiotika) sind daher essenziell für die Gesundheit der Darmbarriere, aber auch Umweltfaktoren und das allgemeine Gesundheitsmanagement des Hundes spielt dabei eine große Rolle.

Es gibt eine ganze Reihe an Erkrankungen bei unseren Haustieren, die im Zusammenhang mit dem Darm stehen. Falls du den Eindruck haben solltest, dass da etwas nicht ganz richtig rund läuft, dann nimm gerne Kontakt zu mir auf.

In weiteren Beiträgen werde ich noch näher auf die einzelnen Darmabschnitten, das darmeigene Nervensystem und deren Funktionen und Erkrankungen eingehen.

Ist der Darm gesund,

freut sich der Hund!